Diesen Beitrag habe ich ursprünglich auf Facebook veröffentlicht. Da er mir sehr wichtig ist, wird er hier wiederholt.
Ich lese in Facebook vermehrt Posts, in denen meist junge Frauen ihre meist noch sehr jungen Hunde platzieren möchten, weil sich ihre „Lebensumstände drastisch geändert haben“ … Die Frauen sind meist anfangs 20 bis anfangs 30, die Hunde meist unter 2jährig, oft viel jünger.
Die geänderten Lebensumstände i.d.R. Kind, schwanger, neuer Job, neue Wohnung oder neuer Freund …
Ich ärgere mich masslos über diese Menschen, die sich offensichtlich vor der Anschaffung des vierbeinigen Familienmitglieds (ist es nämlich, erst recht aus der Sicht des Hundes!), wenig bis keine (zumindest zu wenig!) Gedanken gemacht haben!
Das alles geht in erster Linie zu lasten eines hochsozialen Tieres! 😭
Darum, liebe alte und junge Menschen, liebe Weiblein und Männlein, überlegt Euch folgendes, BEVOR ihr Euch einen Hund (oder überhaupt ein Tier) anschafft:
- Was ist, wenn ich mal keine Zeit für meinen Hund hab? Hab ich mindestens zwei Personen, die ihn ein paar Tage nehmen könnten? Oder habe ich das Geld für eine gute Tierpension?
- Was ist bei einem Job-Wechsel? Kann ich mir einen Hundesitter leisten (evt. fällt ja die private Betreuungsperson kurz- oder langfristig aus)?
- Verläuft mein Leben schon einige Zeit (nicht erst seit 6 Monaten) in stabilen und gefestigten Bahnen, so dass ich einem Hund genau das längerfristig bieten kann?
- Habe ich heute, und aller Voraussicht nach auch in Zukunft, die finanziellen Mittel, auch hohe ausserordentliche Ausgaben (z.B. für TA), stemmen zu können?
- Familienplanung: bin ich bereit, irgendwann in Zukunft den massiven Mehraufwand infolge Hund+Kind langfristig zu tragen?
- Bin ich mir im Klaren darüber, dass ich mich 10 bis 15 Jahre (vielleicht sogar länger) um diesen Hund kümmern muss?
- Bin ich bereit, mein soziales Leben (Ausgang, Ferien etc.) dem Hund anzupassen und wegen dem Hund auf das eine oder andere zu verzichten?
- Bin ich bereit, mit meinem Hund längerfristig eine gute Hundeschule zu besuchen? Kann ich mir das leisten? Hundeerziehung ist Tierschutz! Und nur ein gut erzogener und gut sozialisierter Hund fügt sich gut in mein Leben ein!
- Wenn Kinder in der Familie sind: Bin ich bereit, den Kindern und dem Hund Grenzen zu setzen, so dass ein harmonisches Familienleben für Kind und Hund (!) möglich ist? Hunde sind nämlich KEIN Kinderspielzeug!
Es gibt ganz bestimmt noch einige ganz wichtige Fragen, die ich hier nicht aufgeführt hab … die dürfen gerne in den Kommentaren ergänzt werden 😉
Und noch was zu den Rassen dieser Inserate … meist sind es entweder Handtaschen-Hündchen, Bullys, Möpse oder aber Listenhunde …
Gerade bei der Anschaffung von Listenhunden überlege ich mir doch alles 10x so gut wie sonst! Nein, nicht weil Listenhunde besonders gefährlich sein sollen, sondern weil Listenhunde es sehr schwer haben, einen neuen Halter zu finden, sei es wegen den gesetzlichen Vorschriften oder wegen dem sozialen Umfeld! Ich könnte bei den Posts, in denen ein Listenhund einen neuen Platz sucht, im Strahl kotzen!
Was Handtaschen-Hündchen, Bullys oder Möpse angeht, ist die Anschaffung dieser Tiere sehr oft tierschutz-relevant! Diese Rassen sind (meist) völlig kaputtgezüchtet und büssen das mit massivem Verlust der Lebensqualität! Ein Hund dieser Rassen mit guter Herkunft und grossen Chancen auf ein gesundes Leben, kostet zwischen CHF 3’000.- und CHF 5’000.-! Seriöse Züchter haben i.d.R. Wartelisten … und seriöse Züchter haben keine Welpen in „Farben“ wie „blau“ oder „merle“!
Was die Herkunft des Hundes betrifft:
- Immer wieder erlebe ich, dass junge Familien mit kleinen Kindern, sich einen Hund aus dem Auslands-Tiersch(m)utz bestellen, ohne dass sie die Möglichkeit hätten, diesen Hund vorher kennenzulernen! Seid ihr wahnsinnig?! Lasst ihr Euer/Eure Kind/er auch über die A2 rennen??? Kann nämlich gut gehen, muss aber nicht!
- Und nein, Auslandshunde sind nicht dankbar! Entweder sie fühlen sich wohl in einer Familie oder eben nicht – mit Dankbarkeit hat das wenig zu tun!
Gerade wenn Kinder im Haus leben, ist es enorm wichtig, den Hund vorher kennenzulernen und einschätzen zu können, ob er den Trubel der kleinen Kinder verträgt oder nicht! Und ein grosser Vorteil dabei ist auch, dass – sollte es doch nicht passen – der Hund wieder zurück an den alten Ort (Tierheim, Pflegestelle etc.) kann.
- Wenn Euch ein oder sogar mehrere Tierheime oder seriöse (!!!) Züchter keinen Hund geben und ggf. sogar von der Anschaffung eines Hundes abraten, dann nehmt das ernst! Die Leute dort haben jahrelange Erfahrung! Hinterfragt die Gründe für die Ablehnung und optimiert wenn möglich, dann klappt’s früher oder später auch mit einem Hund. Nur weil eine Auslands-Tiersch(m)utz-Orga Euch für fähig hält, seid ihr es noch lange nicht!
- Diese Frage ist auch ganz wichtig: Bin ich bereit, mit meinem Hund einen jahrelangen beschwerlichen Weg zu gehen, falls er ein Defizit hat? Das kann auch bei einem Hund vom seriösen Züchter der Fall sein. Das Risiko auf Defizite (Angst, Unverträglichkeit, Unsauberkeit etc.) ist aber mit einem Hund aus dem Auslands-Tiersch(m)utz um ein Vielfaches höher. Gerade ein Angsthund braucht oft viel Zeit und Geduld – nicht nur ein paar Wochen oder Monate, oft ein ganzes Hundeleben lang!
Ein Defizit kann auch eine Krankheit oder ein Gebrechen sein, das sein (und Euer!) Leben massiv einschränken kann – und u.U. viel Geld kostet!
So, das musste mal raus … ich hab übrigens kein Mitleid mit diesen „ich muss schweren Herzens abgeben“-Menschen! Im Gegenteil, für mich gehören solche Menschen noch zusätzlich bestraft und ich hoffe, Karma übernimmt das …
Den Leuten, die einen solchen Abgabe-Post versöhnlich kommentieren, dass eine Abgabe wohl das Beste für den Hund ist, möchte ich noch folgendes mitgeben: Das Beste für den Hund wäre gewesen, nicht zu dieser Abgabe-Post-Ersteller-Person zu kommen, sondern sein ganzes Leben bei jemanden zu verbringen, der genug Verantwortungsbewusstsein hat(te), sich die Anschaffung eines Hundes gut zu überlegen und mit allen Konsequenzen zu tragen!
PS: Natürlich gibt es durchaus auch Konstellationen und Gründe, bei denen auch ich eine Abgabe nachvollziehen kann. Tod, schwere Krankheit, Unfall mit tragischen Folgen, Behinderung eines „neuen“ Kindes etc. – das sind aber nicht die Abgabe-Posts, die ich hier anspreche.
PPS: Tiersch(m)utz gilt natürlich nicht für alle Orgas – aber leider für ganz viele 🙁